Wo Berlins private Pools stehen

Heute werden es in Berlin 33 Grad. Der eigene Pool. Was für ein Luxus in einer dicht bebauten Stadt in einer Zeit, in der sich jeder Sommer heißer anfühlt als der vorige. Wir haben die Private Pools gezählt. gemeinsam mit dem Tagesspiegel, der FH Potsdam und dem NDR. 23.000 haben wir gefunden: auf Luftbildern und mithilfe Künstlicher Intelligenz – eine experimentelle Analyse, die erste ihrer Art in Deutschland. Die Ergebnisse? Überraschen.

Erschienen sind die Ergebnisse nun beim Tagesspiegel.

Insgesamt konnten wir rund 23.000 Pools finden. Entgegen der Erwartung sind die Pools in Berlin jedoch weniger ein Merkmal von Reichtum als von Platz. Außerdem zeigt sich eine ungleiche Verteilung der Pools über die Stadt.

Credit: Tagesspiegel

In der Grafik steht jeder blaue Punkt für einen Pool. Die Punkte versammeln sich und ergeben auf der Karte von Berlin ein Fleckenmuster. Doch die Flecken sind nicht unbedingt dort, wo besonders großer Reichtum herrscht. In Steglitz-Zehlendort etwa, Berlins reichstem Stadtteil, erkennt unser Modell 1.100 Pools. Damit ist Steglitz-Zehlendorf einer der drei Stadtteile mit den wenigsten Pools pro 1.000 Einwohner. Weniger Pools gibt es nur in den Innenstadt-Bezirken Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg sowie in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Ganz im Gegenteil zu der Annahme, Pools würden für Reichtum stehen, zeigt unsere Analyse: Die meisten Pools gibt es in Marzahn-Hellersdorf, dem Bezirk mit dem niedrigsten Median-Einkommen.

Platz spielt eine Rolle

Mehr als das Geld, spielt der Platz eine Rolle: Das Muster zeigt, dass Pools vor alem dort zu finden sind, wo Einfamilienhäuser mit Gärten stehen. Etwa in Pankow.

Eine der Gegenden mit der höchsten Pooldichte ist Blankenburg. Dort kommen ganze 94 Pools auf 1.000 Einwohner.

Neben den Gärten von Einfamilienhäusern, sind Kleingärten ein beliebter Spot für den Pool. Auf der folgenden Karte sind die Pools, die in Kleingartenanlagen stehen, in gelb markiert. Fast ein Viertel der Berliner Pools stehen in Kleingärten.

Credit: Tagesspiegel

Die Pools zeichnen einen Ring um Berlin. Das Problem ist, dass die Pools vorrangig dort stehen, wo es etwas kühler ist. Im aufgeheizten Zentrum, wo viel Beton zu finden ist, sind gerade wenige Pools zu finden.

Credit: Tagesspiegel

Der Tagesspiegel hat sich zudem noch damit auseinandergesetzt, wie viel Wasser in die Berliner Pools passt und wie es generell mit dem Wasserverbrauch an den heißen und kühleren Tagen in Berlin aussieht.

Methodik

Auf den Satellitenbildern sind die Pools winzig, häufig gerade einmal 15 Pixel in den Rohdaten. Sie haben verschiedene Farben und Formen. Außerdem erschweren oft Schatten oder Bäume die Erkennung.

Erste Test lieferten keine zuverlässigen Ergebnisse für Berlin.

Deshalb haben wir die Luftbilder vorbearbeitet, um die Erkennung zu erleichtern – die Kontraste verbessert, das Material in kleinere Bilder zerschnitten. Dann haben wir das Objekterkennungsmodell von Google verwendet und es nach den ersten Anläufen nachjustiert und so das Modell für unseren Anwendungsfall „trainiert“.

Um so viele Fehl-Identifizierungen wie möglich herauszufiltern, haben wir nachträglich ein Viertel der Daten händisch überprüft, außerdem unplausibel große Pool-Flächen von über 100 Quadratmetern herausgefiltert.

Das Modell lag selten daneben, wenn es einen Pool markierte: Etwa 93 Prozent der erkannten Becken waren tatsächlich Pools. Aber das Modell übersah einige Pools: Rund 82 Prozent der Pools wurden korrekt erkannt. Drittens berücksichtigen wir nur Pools, die auf nicht-öffentlichen Flächen der Stadt stehen, also in Wohngebieten und Co. Auch Pools auf Dächern wurden oft nicht erkannt – das Modell erkannte viele Dächer fälschlicherweise als Pools. Deshalb haben wir alle erkannten Pools, die auf bebauten Flächen liegen, herausgefiltert.

Mehr als 3000 Pools haben wir händisch überprüft, um das Analysemodell zu verbessern. Abschließend haben wir zusätzlich ein Viertel der Ergebnisse händisch überprüft.

Fehl-Identifizierungen sind weiterhin möglich, zum Beispiel ist es für das Modell schwer, zwischen blauen runden Trampolinen und runden Pools zu unterscheiden – sie ähneln sich aus der Luft stark. Dennoch erlauben die Ergebnisse erstmals, die Zahl und Fläche von Berliner Pools einzuordnen.

Die Aufnahmen stammen von der Berliner Verwaltung aus dem Frühjahr 2023. Eine der vielen Schwierigkeiten: Manche Pools sind im Winter abgedeckt, die meisten nicht mit Wasser gefüllt und je nach Farbe Schattenwurf schlecht erkennbar. Andere stellen ihre Aufstell-Pools vielleicht erst im Sommer auf.

Credit: Tagesspiegel

Link zum ganzen Tagesspiegel-Beitrag.