Vom Gazastreifen, den es einst gab, ist nicht mehr viel übrig. Manche Städte, die vor dem Krieg von Zehntausenden Menschen bewohnt wurden, existieren faktisch nicht mehr – etwa Beit Hanun im Norden oder Rafah an der ägyptischen Grenze. Dort, wo Wohnblöcke einst dicht an dicht standen, erstreckt sich heute eine menschenleere Trümmerwüste, in der verbogene Metallträger wie Gerippe aus dem Schutt ragen. Die israelische Armee hat die Häuser bombardiert, gesprengt oder mit Baggern und Bulldozern abgerissen.
Laut Schätzungen der Uno könnte ein Wiederaufbau bis zu achtzig Jahre dauern, wenn dieser ähnlich schleppend verläuft wie nach vergangenen Gaza-Kriegen. Klar ist indes, dass die Kosten enorm wären. Schätzungen veranschlagen zwischen 53 und 133 Milliarden Dollar.
Es gibt keinen Ort im Küstengebiet, der vom Krieg verschont geblieben ist. Wir haben die Zerstörung in Gaza analysiert: Danach hat der Krieg in den vergangenen zwei Jahren mehr als 70 Prozent aller Gebäude im Gazastreifen zerstört oder beschädigt.
Unsere Analyse basiert auf Radardaten, die regelmäßig die Erdoberfläche erfasst haben, unabhängig von Wetter und Tageszeit. Dabei wurden zwischen dem Ausbruch des Krieges im Oktober 2023 bis September dieses Jahres rund 325.000 Gebäude im Gazastreifen erfasst.
Blickt man auf die einst stark besiedelten Gebiete ist der Grad der Zerstörung sogar höher. In Gaza-Stadt sind etwa 85 Prozent aller Gebäude beschädigt. In Rafah, im Süden des Gazastreifens, etwa 80 Prozent.
Die Stadt Rafah war im Jahr 2024 Schauplatz einer mehrmonatigen Offensive der israelischen Armee. Nach der Analyse von BR Data wurden allein von Mai bis September des Jahres etwa 40 Prozent der Gebäude beschädigt.
Auch der Vergleich der Satellitenbilder von Gaza zeigt drastisch die Folgen des Krieges. Vor Kriegsbeginn sieht man im Norden und Osten des Küstenstreifens deutlich Grünflächen. Zwei Jahre danach, im September 2025, ist jegliches Grün verdorrt oder von der israelischen Kriegsmaschinerie zerstört.
Auch die Satellitenbilder des Hafens in Gaza-Stadt belegen die großflächige Zerstörung der Gebäude und der Bausubstanz. Rund um den Hafen und die Strandpromenade gab es bis Kriegsbeginn eine dichte Besiedelung. Entlang der Promenade gab es zahlreiche Freizeiteinrichtungen, die vor allem von den Familien genutzt wurden.
Die aktuellen Satellitenbilder zeigen eine Art Mondlandschaft. Weite Teile des Areals wurden im Kriegsverlauf dem Erdboden gleichgemacht. Nur wenige intakte Gebäude scheinen noch zu stehen. Auch die Hafeninstallationen weisen deutliche Schäden auf.
Über die Ergebnisse unserer Analyse haben die Tagesthemen, BR; WDR und die NZZ berichtet.