Russian Secrets

„Harmony“ ist ein geheimes Projekt des russischen Verteidigungsministeriums. Seit 2014 verbindet Russland die Häfen seiner atomwaffenbestückten U-Boot-Flotte und andere Militärstützpunkte im hohen Norden mit einem Netzwerk modernster hydroakustischer Unterwasserortungssysteme.

Es geht um ein russisches Geheimprojekt. Darin steckt viel westliches Knowhow. Technisch sowie logistisch. Unter anderem ist eine Spedition aus dem Münchener Umland beteiligt.

Das Geheimprojekt mit dem Namen „Harmonie“ soll russische Häfen vor der NATO schützen.

Den Verlauf des geheimen Projekts haben die Recherchen von Süddeutscher Zeitung, dem Norddeutschen Rundfunk, dem WDR und internationalen Partnern wie der Washington Post, Le Monde, dem niederländischen investigativen Medienunternehmen Pointer und dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) nun nachgezeichnet.

Wir von Vertical52 waren ebenfalls an der monatelangen Recherche beteiligt. Wir konnten das Forschungsschiff Aurelia, das Kabelschiff NorthernWave sowie sechs weitere Spezialschiffe bis in das Jahr 2013 zurückverfolgen. Dazu haben wir über 100 Standorte ausgewertet und die Schiffe in der Barentssee aufgespürt. 

Es ist eine Spurensuche. Zum einen mithilfe von Bilder aus dem All. Zum anderen über Daten, die die Transponder der Schiffe preisgeben. 

So zum Beispiel bei der NorthernWave. Im Mai und Juni 2018 zeigen Satellitenbilder, wie das Spezialschiff zur Verlegung von Unterseekabeln sich im Hafen von Murmansk befindet. Kurz zuvor entlud ein anderes Schiff, die Industrial Cape, dort eine wertvolle Fracht ab. 750 Kilometer Unterwasserglasfaserkabel.

Credit: Maxar

Den Transport der Kabel aus Japan wickelte ein deutscher Spediteur aus der Nähe von München ab, die damit gut eine Million Dollar verdient.  

Zunächst sind die Kabeltrommeln, worunter sich höchstwahrscheinlich auch die besagten 750 Kilometer Kabel befinden, noch am Kai zu sehen. Später dann, ist eine der drei Kabeltrommeln ebenso verschwunden, wie die NorthernWave.

Credit: Maxar

Was dann geschieht, darüber gibt der Transponder der NorthernWave Aufschluss: „Laut Signalen seines Transponders fährt das Schiff in die Barentssee in Richtung der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja, wobei es immer leichter wird, wie das Tiefenprofil verrät. Offenbar verlegt die Northern Wave auf ihrer Fahrt Kabel auf dem Meeresboden.“ (Süddeutsche Zeitung)

Im August und Oktober wiederholt sich die Prozedur mit der zweiten und dritten Kabeltrommel.

Die Kabel sollen dem Projekt „Harmonie“ dienen. Zu diesem Ergebnis kommt der Rechercheverbund (NDR, WDR und SZ) sowie deren internationale Partner wie die Washington Post, Le Monde, das Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) oder The Times. Unter dem Projektnamen „Russian Secrets“ hatten die beteiligten Medien ihre Analysen veröffentlicht. 

Doch welchem Zweck dient die russissche Geheimoperation? „Seit 2014 ist Russland dabei, die Häfen seiner mit Atomraketen bestückten U-Boot-Flotte und weitere Militärstützpunkte im hohen Norden mit einem Netz aus hochmodernen hydroakustischen Unterwasser-Ortungssystemen zu verbinden“, schreibt die Süddeutsche Zeitung in Ihrer Analyse.

Die SZ geht in Ihrem Beitrag zudem nicht nur auf die Hintergründe des Geheimprojekts ein, sondern auch darauf, wie Russland im Detail dabei vorgeht, ihr Ziel, die Häfen zu vernetzen, zu erreichen.

Dabei geht es nicht zuletzt um Scheindirektoren, Scheinanteilseigner und Offshore-Firmen. Ein Nürnberger Geschäftsmann mit russischem Pass habe im Sommer in Frankfurt am Main vor Gericht gestanden. „Alexander S. soll zwischen 2021 und 2024 als Beschaffer für das Projekt „Harmonie“ unterwegs gewesen sein.“ (Süddeutsche Zeitung)

Hier geht’s zum Beitrag der Süddeutschen Zeitung.
In der ARD-Mediathek gibt es zudem die Doku des NDR.
Der NDR hat außerdem einen Beitrag veröffentlicht, wie sie die „Russian Secrets“ aufdecken konnten.
Und auch die Tagesschau hat berichtet.