Israels Armee errichtet Militärstützpunkte in Syrien

Seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al Assad, breitet sich die israelische Armee in Syrien aus. Das geht aus unserer Satellitenanalyse hervor. Auch das israelische Militär selbst hat Bilder von Soldaten auf syrischem Gelände veröffentlicht. Aufnahmen zeigen, wie die IDF eine Basis inmitten der demilitarisierten Zone zwischen Syrien und den von Israel annektierten Golanhöhen errichtet. Mittlerweile werden schon Angriffe auf den Präsidentenpalast in Damaskus vermeldet. Eine Chronologie. 

Satellitenaufnahme vom 15. Januar 2025
Satellitenaufnahme vom 18. März 2025

Aufnahmen zu verschiedenen Zeitpunkten zeigen, dass Nahe des Ortes El Hmidaiah schon seit Januar eine größere Militärbasis erwächst. Berichtet hat darüber die Süddeutsche Zeitung.

Schon in den ersten Tagen, nachdem das Assad-Regime gestürzt wurde, begann Israel, Angriffe gegen Syrien zu fliegen, und zerstörte dessen militärisches Material.

Was zuvor geschah: Ende November 2024 startete die HTS, ein islamistisches Bündnis verschiedener Milizen, eine Offensive in Aleppo. Nur wenige Tage später, am 7. Dezember, übernahmen die Rebellen die Kontrolle über Homs. Am 8. Dezember dann, wurde Damaskus eingenommen, nahezu ohne Gegenwehr, da die Regierungstruppen ihre Posten bereits geräumt hatten. Am selben Tag flieht Baschar al-Assad mit dem Flugzeug von Damaskus nach Moskau.

Wenig später gehen die Bilder um die Welt, wie Menschen den Präsidentenpalast sowie Assads Residenz stürmen und plündern. Die Empfangshalle des Präsidentenpalastes wird in Brand gesetzt. Auch in Deutschland gehen Tausende auf die Straßen und feiern den Sturz des Regimes.

Bereits am 9. Dezember, einen Tag nachdem der Sturz vollendet ist, vermelden verschiedene Medien Angriffe Israels auf Syrien. Zuerst hatte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitgeteilt, dass Israel innerhalb weniger Stunden über 100 Ziele im Land angegriffen habe. Offenbar mit dem Ziel, militärische Anlagen zu zerstören. Die Deutsche Presseagentur berichtet, die Luftangriffe hätten Forschungszentren, Waffenlager, Marine-Schiffe, Flughäfen und Luftflotten getroffen.

Nahezu zeitgleich rollen Panzer auf syrisches Gebiet. Und zwar in die demilitarisierte Zone, eine Pufferzone nahe den von Israel annektierten Golanhöhen.  

Die Pufferzone entstand in Folge des Sechstage-Kriegs und des späteren Jom-Kippur-Kriegs. Während des Sechstagekriegs besetzte Israel die Golanhöhen. In dessen Folge besiedelte Israel das Gebiet, bevor Syrien im Laufe des Jom-Kippur-Kriegs Teile des Golan zurückerobern konnte. Im Oktober 1973 forderte der UN-Sicherheitsrat Israel zum Rückzug auf. Im darauffolgenden Jahr wurde die Pufferzone von den Vereinten Nationen errichtet. Sie steht unter der Aufsicht der UN-Blauhelmsoldaten, den Friedenstruppen der Vereinten Nationen.

Mit den Angriffen und dem Verlegen der israelischen Truppen nutzte Israel offenbar die unübersichtliche Lage in Syrien im Moment des Sturzes. Gründe für das Vorgehen gibt es mehrere: Einerseits könnte Israel eine potenzielle Gefahr aus Syrien unterbinden. Andererseits würde Israel so auch Nachschublinien des Irans für die Hisbollah-Miliz im Libanon unterbrechen. So ordnet es zumindest die ARD kurz nach den Vorgängen im Dezember ein.

Laut Premierminister Benjamin Netanyahu sei die Maßnahme nur vorübergehend.

Unsere Satellitenbilder sowie die Recherchen der Süddeutschen Zeitung legen ein anderes Bild nahe. Die SZ schreibt am 25. April, mehr als vier Monate nach der Truppenverlegung:

„In der vergangenen Woche bombardierten die israelischen Streitkräfte die Flughäfen der alten syrischen Armee und besetzten weitere Landstriche. Checkpoints werden aufgebaut, ganze Dörfer mit einer Ausgangssperre belegt. Farmer dürfen nicht auf ihre Felder, ganze Familien werden vertrieben. Dafür veranstaltet Israel, während seine Soldaten weiter in den Süden Syriens vordringen, in den neu besetzten Territorien sogar Wandertouren.“

Es stellt sich die Frage, wie Israel in Syrien weiter vorgehen wird. Jüngst griff Israel Ziele in Damaskus an. Nach Angaben der Armee hätten Kampfflugzeuge die Umgebung des israelischen Präsidentenpalastes getroffen. Laut Ministerpräsident Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz eine Botschaft an das syrische Regime, Bedrohungen der Drusen, einer religiösen Minderheit, die unter anderem in Syrien angesiedelt ist. Die Religionsgemeinschaft ging aus dem schiitischen Islam hervor.

Für die Recherche hat die SZ neben Satellitenbildern auch weiteres Bildmaterial, wie Drohnenaufnahmen und Videos, die die IDF selbst veröffentlichten, ausgewertet und geolokalisiert.